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«Schon Verbunden!»

von
Myozen Iris Uderstädt

Wie sähe das Leben auf unserem eigentlich paradiesischen Planeten Erde aus, wenn wir das meist unbewusst wirkende Konzept von Getrennt-Sein durch «Schon Verbunden!» (Baker Roshi) ersetzen und verwirklichen würden? Vor allem in der sogenannten Westlichen Welt haben sich Entwicklungen zugespitzt, welche auf einer langen Geschichte der Getrenntheit basieren und uns viel Schmerz und Chaos bereitet haben. So habe ich es in den ersten 30 Jahren meines Lebens intensiv erlebt.

Einige wenige globale Beispiele:

  • Im Zuge der technischen Entwicklungen verlieren Menschen zunehmend die Verbindung zu ihrem Körper und hängen im mentalen Bereich fest. Rein mental basierte Entscheidungen gehen häufig am größeren Kontext vorbei. Können wir im Angesicht der Künstlichen Intelligenz fühlende Wesen bleiben?
  • Die Natur wird als Ware gesehen und ausgebeutet. Wer könnte beispielsweise industrielle Abholzungen veranlassen und ausführen, wenn eine tiefe Verbindung zu Bäumen bestünde?
  • Tiere werden missbraucht.
  • Der Großteil der Medizin basiert auf Symptombehandlung und Profit. Wo ist die Verbindung zur Gesamtheit des menschlichen Organismus geblieben? Wer vertraut noch in innere Selbstheilungskräfte?
  • Sich ausbreitender Narzissmus und dessen Folgen...

Es handelte sich um eine erlebte Einsicht, die maximal 3 Sekunden anhielt. Die Sehnsucht nach Wiederholung dieser Erfahrung war so groß, dass alles in mir einen Weg dafür suchte. So «landete» ich auf dem buddhistischen Praxis-Pfad, in der Johanneshof-Sangha und bei Baker Roshi. Lange Zeit praktizierte ich mit den Wendeworten «Schon verbunden». Ich verstehe unter «Schon Verbunden» die Grundannahme, dass alle Fühlenden Wesen mit allem «anderen», was lebt, grundsätzlich verbunden sind – ob es gelebt wird oder nicht. Wenn ich von Verbundenheit spreche, so scheint es da Entitäten zu geben, dies sich verbinden können. Eine Zelle hat eine Zellmembran, für einen gewissen Schutz. Sie ist deshalb jedoch nicht von ihrer Umgebung isoliert. Jeder Organismus definiert sich mit gewissen Grenzen – der gesunde Aspekt von Getrenntheit oder besser gesagt Differenziertheit. Jeder Organismus kann in unserer Wahrnehmung als einzigartig auftauchen. Weisheit lässt sich aber nicht in abtrennbaren Entitäten ausdrücken. Unsere gesamte Existenz leuchtet durch In-Beziehung-Sein auf. In einem Raum der Verbundenheit wird stets etwas Unmittelbares, Frisches geboren, was uns und alles Fühlende nährt. Für mich ist die buddhistische Praxis ein grosses Eingangstor, durch welches mein Mind schreiten darf, um «In-Beziehung-Sein» zu vertiefen.

„Das Netz von Indra ist ein riesiges Netz aus facettenreichen Diamanten, in dem jeder Diamant jeden anderen Diamanten widerspiegelt und als solchen selbst enthält. Jeder einzelne Diamant ist eine einzigartige Einheit und ein integraler Bestandteil des Ganzen.“ (Daido Loori)

Diese Weisheits-Tatsache in der Tiefe zu verstehen, zu erfahren und in der relativen Welt zu leben braucht jahrelanges Studium und Praxis... Kümmern können wir uns auf dem Weg doch jederzeit um diese vier dynamischen Grund-Voraussetzungen für die Erfahrung von Verbundenheit:

  • Sich im Körper verankern
  • Stille im Geist finden - mit und ohne Denken
  • Die Sinne öffnen, besonders das Hören
  • Sich im Herzen berühren lassen. 

Dies ist ein Prozess. Es ist das immer-wieder-neu und fortwährende Re-Harmonisieren von Körper, Herz, Geist und Hand, was mir ein Gefühl von Verbundenheit ermöglicht. Besonders in der Natur erfahre ich deutlich, wie sich der Re-Harmonisierungs-Prozess auswirkt: Unmittelbare, direkte Wahrnehmung, ohne Umschweife, «Schon Verbunden!». Damit einher geht oft ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Lebendigkeit. Und schließlich im menschlichen Bereich, so wie es im Ubuntu heißt:«Ich bin, weil du bist, du bist, weil ich bin» Was mag aus diesem Raum der Verbundenheit erwachsen?
Lasst es uns erforschen!

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Vom 8. bis 11. Mai lädt Myozen Iris Uderstädt zum Seminar "Verbundenheit verkörpern" ins ZBZS ein. Hier geht es zur Seminarseite.

Schau gerne auch auf der Website von Iris Uderstädt vorbei.

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Über Myozen Iris Uderstädt
Iris begann ihre Zenpraxis 1998 mit Baker Roshi und der Dharma-Sangha, lebte von Oktober 1999 bis April 2000 im Johanneshof. Sie verwebt die buddhistische Praxis immer wieder neu mit ihrer beruflichen Tätigkeit als Coach, Mindfulness-Trainerin, Feldenkrais und Somatic Experiencing Practitioner. Das Erforschen und Fördern von „interconnectedness“ auf verschiedenen Ebenen steht dabei im Mittelpunkt. Sie lebt in der Nähe von Basel, Schweiz.

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